Nach Pschyrembel: „allgemeine Bezeichnung für den komplexen Vorgang von Sinnenwahrnehmung, Sensibilität und integrativer
Verarbeitung von Umwelt- und Körperreizen“
Nach therapeutischer
Interpretation versteht man unter Wahrnehmung:
„den Prozess der Informationsaufnahme aus Umwelt und Körperreizen, der Weiterleitung, Koordination und Verarbeitung dieser Reize im Gehirn.
Beeinflusst durch individuelle Erfahrungen, Erlebnisse und subjektive Bewertungen, auf die Reaktionen in Motorik und im Verhalten eines Menschen folgen, die wiederum zu neuen Wahrnehmungen
führen.“
Die Fähigkeit, zu lernen und sich ständig an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, setzt intakte Wahrnehmungsprozesse voraus.
Lernen:
Die Fähigkeit zu lernen ist für Mensch und Tier eine Grundvoraussetzung dafür, sich den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen zu können, darin sinnvoll zu agieren und sie gegebenenfalls im eigenen Interesse zu verändern. So ist für den Menschen die Fähigkeit zu lernen auch eine Voraussetzung für Bildung, also ein reflektiertes (gespiegeltes) Verhältnis zu sich, zu den anderen und zur Welt. Die Resultate des Lernprozesses sind nicht immer von den Lernenden in Worte fassbar oder eindeutig messbar.
Lernentwicklung:
Die neurobiologischen,
physiologischen und medizinischen Grundlagen des Lernens stützen sich zunächst auf einfache Tiermodelle der Konditionierung. Den Tieren und speziell natürlich dem Menschen ist die Fähigkeit der
Assoziation von Sinneseindrücken und dem bisher Gelernten, eigen. Assoziationen in Nervensystemen entstehen durch die Bildung oder Verstärkung von neuronalen Verknüpfungen. Die Fähigkeit zur
neuronalen (Neu)Verknüpfung wird unter dem Schlagwort neuronale Plastizität (Plastizität des Gehirns) Spuren im Schnee zusammengefasst. Somit hängt das Lernen unmittelbar mit der Reizaufnahme,
als Voraussetzung zum Lernen und der Erkenntnis des Ursache Wirkungs-Prinzips zusammen, ist somit immer zeitabhängig und ein ständiger Prozess. (das Wort Lernprozess ist somit
doppeltgemoppelt)
Zum Grundinstrumentarium des Lernens gehören neben dem Lernprozess auch die Fähigkeit zur Erinnerung (Gedächtnis) und des Abrufens (Anwendung von Erlerntem oder Lerntransfer). Jedoch ist Lernen
mehr als das reine Abspeichern von Informationen. Lernen beinhaltet die Wahrnehmung und Bewertung der Umwelt, die Verknüpfung mit Bekanntem (Erfahrung) und das Erkennen von Regelmäßigkeiten
(Mustererkennung). Ab Geburt suchen Kinder ständig nach Ordnung und Regelmäßigkeit. Zunächst lernen wir über klassisches und operantes Konditionieren (Lernen am Erfolg; Versuch und Irrtum) sowie
am Modell (Nachahmungslernen).
Wie funktioniert Wahrnehmung?
Beispiel: die
typische Situation beim Familien-Frühstück. Mein Wunsch: Ich will ein Glas Milch trinken. Dabei herrscht der reinste Reiz-Wirrwarr. Weil ich alles Mögliche sehe, alles Mögliche höre, alles
Mögliche spüre.
Deshalb wollen wir uns den Prozess im Detail vergegenwärtigen.
Aufnahme: Ich sehe das Brot und die Butter und die Kaffeekanne und die Teller und die Milchtüte und die Familienmitglieder und den Hund und die Blumen in der Vase und den Herd ... Und ich höre
das Radio und die Gespräche und das Schmatzen des Hundes am Futtertrog und das Tropfen des Wasserhahns ... Und ich spüre die Sonne auf meinem Rücken und den Teppich unter meinen Füßen und die
Zeitung in meiner Hand ...
Selektion: Ich vernachlässige alle anderen Gegenstände auf dem Frühstückstisch, fasse die Milchtüte ins Auge (subjektiv ausgewählt) und lege die Zeitung weg.
Filterung: Das alte Sideboard in der Ecke sehe ich nicht. Und das Ticken der Uhr höre ich nicht. Und die Kleider an meinem Körper spüre ich nicht.
Umweltreize werden zunächst über die Rezeptoren des entsprechenden Sinnesorgans aufgenommen, wobei bereits an dieser Stelle die Reize nach aktuell subjektiver Bedeutsamkeit vorausgewählt werden,
wir sprechen auch von hemmenden Kräften, die die Menge an Impulsen auf die Wichtigsten reduzieren, bzw. die unwichtigen Reize unterdrücken.
Diese vorausgewählten und aufgenommenen Reize leiten aufsteigende Bahnen in die entsprechenden sensorischen Zentren des Gehirns. Anschließend wird das Wahrgenommene dort gespeichert und mit
bereits Wahrgenommenem verglichen und bewertet. Die Reize werden mit den bisherigen Erfahrungen und Handlungen verknüpft. Nach erfolgter Interpretation der Reize sendet das Gehirn Impulse und
Befehle über absteigende Bahnen zu den ausführenden Organen, was zu einer Reaktion bzw. Reizbeantwortung in Form einer motorischen Handlung oder auch Verhaltensänderung führt. Auf Grund der durch
den Reiz in Gang gesetzten Reaktionen kommt es zu weiteren Wahrnehmungen, so dass der Wahrnehmungsprozess niemals völlig abgeschlossen ist.
Wir reden also von Sinneseindrücken, die laufend aufgenommen und zu Informationen umgewandelt werden.
Die Verarbeitung von Sinneseindrücken läuft so organisiert, wie bereits beschrieben, ab. Sie umfasst die ganze Reihe von Prozessen und Faktoren.
Wahrnehmungsentwicklung
Während wir Erwachsenen über ein
differenziertes Wahrnehmungssystem verfügen, weil wir im Vergleich zu den Kindern schon viel häufiger und länger Informationen über unsere Sinnesorgane aus der Umwelt aufnehmen, also über einen
viel größeren „Erfahrungsschatz“ verfügen und somit zu einer schnelleren und effizienteren Reizbeantwortung fähig sind, müssen unsere Kinder das alles noch lernen und sich entwickeln.
Die Entwicklung der Sinne beginnt bereits beim Embryo.
Zuerst bildet sich der Tastsinn aus.
Im Laufe der ersten Schwangerschaftsmonate funktionieren aber auch schon Gleichgewichtssinn und das Hören.
Das Sehen entwickelt sich zuletzt, so dass die Sinne des Menschen vom Tag seiner Geburt an funktionsfähig sind und er somit über eine Grundausstattung für das Leben „draußen“ ausgestattet
ist.
Die Zusammenarbeit der Sinne entwickelt sich aber erst im Laufe der ersten Lebenswochen und –monate. Diese Entwicklung ist abhängig vom täglichen Gebrauch der Sinnesorgane. Sie benötigen
vielfache Übungen, um zunehmend sensibler wahrnehmen zu können (aus den Erfahrungen zu lernen). Dazu dienen sämtliche Handlungen des Kindes, bei denen es die benötigten Erfahrungen macht und im
Gedächtnis speichert, was zu einer zunehmend differenzierten Wahrnehmung führt.
Dabei bilden sich synaptische Verbindungen im Gehirn. Diese bilden ein immer verzweigteres und dichteres Netz, das einen schnelleren und zuverlässigeren Austausch von Informationen
ermöglicht.
Damit diese Vernetzung stattfinden kann, muss eine ausreichende sensorische Stimulation der Sinnesrezeptoren gewährleistet sein, sonst besteht sogar die Gefahr der Abstumpfung der Sinne, wenn sie
nicht benutzt werden.
Chinesisches Sprichwort:
„Eine Fähigkeit, die nicht täglich zunimmt, geht täglich ein Stück verloren.“
So lernt das Kind über seine Wahrnehmung
Wo bin ich?
Babys richten ihre Aufmerksamkeit zunächst nur auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wenn sie hungrig sind weinen sie solange, bis sie etwas bekommen, wenn sie Schmerzen haben, weinen sie
solange, bis diese verschwunden sind.
Mit zunehmenden Lebensmonaten erweitern sie ihren Handlungsspielraum, sie beginnen zu verfolgen, ihren Kopf in Richtung von Geräuschen zu wenden. Zunehmend werden die verschiedenen Sinnesbereiche
miteinander koordiniert und integriert.
Wo ist meine Umwelt?
So lernt das Kind, dass Dinge hörbar, sichtbar, und ertastbar sind. Gleichzeitig nimmt das Kind zunehmend Kontakt zu seiner Umwelt auf. (Es streckt die Arme nach der Mutter aus, wenn diese auf
das Kind zukommt. Hier greift das Kind bereits auf gemachte Erfahrungen zurück und hat schon gelernt. Zunehmend erkundet es seine Umwelt und wird immer neugieriger und damit beweglicher und
„schlauer“.
Mit zunehmender Handlungsmöglichkeit gelingt dem Kind die Verknüpfung von aufeinanderfolgenden Sinnesreizen aus allen Sinnesgebieten. Die Informationen können zu einem sinnvollen Ganzen verbunden
werden, unterschiedliche Sinneseindrücke werden räumlich und zeitlich wahrgenommen, im Gedächtnis gespeichert und sind somit wieder abrufbar, also gelernt.
Das Kind zeigt ab Ende des ersten Lebensjahres und während des zweiten mehr und mehr Verständnis für Zusammenhänge und beteiligt sich an Alltagsgeschehnissen. Das ist die Zeit, in der Kinder
kennenlernen, wo z.B. die Schuhe stehen, oder die Jacken hängen, oder die Löffel hingehören, die Kinder haben große Freude daran diese erkannten Regelmäßigkeiten und die Ordnung aktiv mit zu
erhalten (also sie bringen die Schuhe an ihren Platz, sie räumen Löffel ein...) so nennt man diese Phase auch Ordnungsverhalten. So
schafft sich das Kind einen sicheren Rahmen, in dem es die Gesetzmäßigkeiten kennt und sich schon sehr unabhängig bewegen und agieren/handeln kann.
Allerdings trifft das Kind durch zur zunehmende Aktivität und Handlungsfähigkeit auf Situationen, die es vor Probleme stellt. In diesen Lernsituationen probiert das Kind vielfältige
Lösungsvarianten aus und setzt sich dabei intensiv mit seiner Umwelt auseinander, es lernt zunehmend das Ursache-Wirkungs-Prinzip kennen. Währenddessen verbindet das Kind die verschiedenen
Wahrnehmungen und nimmt einen ständigen Fluss an Informationen auf.
Das Kind kommt in die Lage, seine Umwelt systematisch zu verändern.
Also das Kind macht Erfahrungen und lernt, welche Handlungen sind erfolgreich und welche nicht, außerdem ist das Kind soweit, die Reaktionen der Umwelt auf sein Tun zu bewerten.
Der Mensch überwindet Herausforderungen und entdeckt dabei Neues, wobei sich das Gehirn weiterentwickelt und zunehmend besser organisieren
lernt.
Wichtig ist dabei, dass das Kind selbst agiert und seine Erfahrungen mit dem eigenen Körper und seiner eigenen Wirksamkeit machen kann.
Schon der chinesische Philosoph
Konfuzius (ca. 500 vChr.) sagte:
Erzähle mir und ich vergesse.
Zeige mir und ich erinnere.
Lass mich tun und ich verstehe.“
Aufmerksamkeit
… ist die Fähigkeit zur Hemmung
„unwichtiger“ oder uninteressanter Informationen, also die Fähigkeit zur
Fokussierung. (damit die Möglichkeit, aufmerksam zu sein.)
Unsere Fähigkeit zur
Aufmerksamkeit und zur Aufmerksamkeitssteuerung nimmt gleichmäßig mit allem, was wir lernen, ständig zu und ist wiederum auch die Bedingung, um den Wahrnehmungs- und Lernprozess für das Handeln
nutzbar zu machen.
Schon das Kleinkind, das mit der Rassel spielt, schenkt ihr uneingeschränkte Aufmerksamkeit, solange diese Rassel hilft, das Bedürfnis des Kindes z.B. nach dem Ertasten der Oberfläche mit dem Mund, oder nach Geräuschinformationen, zu stillen.
Aufmerksamkeit steht in direktem
Zusammenhang zur Ausdauer. Eine Ausdauerleistung erfordert auch eine anhaltende Aufmerksamkeitsleistung. Beides muss genauso wachsen, wie Wahrnehmungsverarbeitung, denn je komplexer die damit
verbundenen Lernprozesse sind, umso länger dauern sie und können nur bei entsprechender Ausdauer und Aufmerksamkeit wirklich als gelernt abgespeichert werden.
Vorstellung des Wahrnehmungsentwicklungsbaumes
Der Baum ist ein Bild, das die Wahrnehmungsentwicklung oder auch sensorische Integration verdeutlichen kann.
Sensorische Integration ist das Endergebnis normaler Entwicklung und gesunder Entwicklungsprozesse.
Sie entwickelt sich in einer bestimmten Reihenfolge und benötigt ständig Sinnesangebote. Dieser Prozess hört zu Lebzeiten nie auf und ermöglicht es uns immer wieder Neues zu erfahren und zu
erlernen, auch mit Veränderungen z.B. an unserem Körper und seiner Beweglichkeit zurecht zu kommen.
Jede Stufe baut auf der vorherigen auf und verbindet sich mit ihr. Die Reihenfolge bestimmt die Wichtigkeit. Je grundlegender das Sinnessystem ist (denken wir an unsere Grundausstattung), desto
wichtiger ist seine Funktion. Alle Sinne müssen mit den anderen verbunden werden.
Zuerst muss der eigene Körper gefühlt und ausprobiert und erfahren werden, die Eigenwahrnehmung. Wo bin ich?
Dann wird mit dem Körper das Umfeld erfühlt, ausprobiert und erobert, die Fremdwahrnehmung. Wo ist meine Umwelt?
Die Wurzeln zeigen die Eigenwahrnehmung als lebenslang fundamentale Grundlage und Voraussetzung zur Bewältigung aller Anforderungen. Sie
gibt dem Baum Standfestigkeit.
Die Wurzeln in diesem Bild stehen für die Haut, als das größte und wichtigste Sinnesorgan. Sie umspannt unseren gesamten Körper und hat die meisten Eigenfühler (Sensoren). Sie übermittelt
Informationen über Körperform und Körpergrenze an das Gehirn. Der Tastsinn ist bereits seit der Embryonalphase vorhanden, also der erste Sinn, der sich ausgebildet hat.
Bei jeder Berührung unserer Haut, entwickelt sich unsere Eigenwahrnehmung und damit das Nervensystem.
Die Muskeln und Gelenke vermitteln die Körperinnenwahrnehmung über Stellung und Bewegung des Körpers.
Unsere Muskeln und Gelenke geben uns Informationen über ihre Stellung im Raum. Dieses Stellungsempfinden, ausgelöst durch den Einfluss von Schwerkraft, nennt man auch taktil-kinästhetische
Wahrnehmung. (wir wissen, ob wir liegen, stehen oder sitzen, ohne dass wir hinschauen müssen)
Die inneren Organe, z.B. Magen und Blase melden sich bei
Dehnung z.B. Sattheit bzw. Blasenspannung. Der Herzschlag signalisiert die Beanspruchung des Blutkreislaufes.
Der Gleichgewichtssinn verankert den Körper über die Schwerkraftempfindung mit dem Umgebungsraum. Durch ihre Verbindung und Vernetzung
entsteht am Ende die Sicherheit beim Stehen und Gehen und in allen anderen Körperstellungen und Bewegungen (auch beim Handstand).
Der Stamm in diesem Bild steht für die Fremdwahrnehmung.
Hier finden wir alle anderen uns bekannten Sinnesorgane. Über Riechen, Schmecken, Hören, Sehen und auch Tasten, erobern wir uns unsere Umwelt. Wir brauchen von allem und jedem Informationen aus
allen Sinnesorganen. Dann können wir sie im Gehirn speichern und diese gespeicherten Informationen schnell und geordnet abrufen.
Je mehr Erfahrungen wir mit etwas haben, umso weniger Informationen benötigen wir. (Bsp. Bild Apfelsine)
Besondere Beachtung wollen wir dem Sehen und Hören schenken.
Das Ohr (auditive Wahrnehmung)
Unser Ohr ist ebenfalls schon im Mutterlaib entwickelt. Neben dem bereits beschriebenen Gleichgewichtsempfinden, was sich im Innohr befindet, im Labyrinth, ist auch die Hörschnecke schon längst
funktionsfähig, wenn ein Kind auf die Welt kommt.
Das Hören beinhaltet aber nicht nur ein hoffentlich intaktes Gehör, sondern hat noch viel mehr Aufgaben.
Bei diesen sprechen wir von auditiver Wahrnehmung.
Dies heißt, dass akustische Reize aufgenommen und im Gehirn verarbeitet werden. Dies beinhaltet natürlich wieder nicht nur die reine Organfunktion des Ohres, sondern die Möglichkeit des Zugriffes
auf andere/gelernte Informationen, Kenntnisse und Fähigkeiten.
Zunächst ist es für das Kind leicht starke Gegensätze zu Unterscheiden, laut leise, hohe tiefe Töne, schon ganz früh beeinflussen wir Kinder über diese Unterscheidungsfähigkeit (wir sprechen
leise und sanft, um das Kind zu beruhigen).
Daraus entwickelt sich eine auditive Aufmerksamkeit um Gesprochenem zuzuhören (Fokus, Grundlage für Fokus stellt Aufrichtung insbes. des Kopfes dar),
auditive Figur-Grund-Unterscheidung (Störschall-Nutzschall-Unterscheidung) (wir müssen wichtige Geräusche von unwichtigen unterscheiden, also zielgerichtet fokussieren, unwichtige Nebengeräusche
ausschalten/weghemmen).
Auditive Lokalisation, eine Fähigkeit, die wir haben, weil wir zwei Ohren besitzen, damit sind wir in der Lage räumlich zu hören, aber auch dies gelingt nicht, wenn nicht ausreichend
Aufmerksamkeit/Hemmung bereitgestellt werden kann.
Diese Fähigkeit verschafft uns eine weitere, nämlich die der binauralen Fusion. Das bedeutet, dass wir hören können, dass sich Schritte nähern, diese können sich nach „Heranschleichen“ anhören
und lösen somit eine Weckreaktion bei uns aus, wir drehen uns um, um festzustellen, ob wir vielleicht lieber weglaufen, lokalisieren wir ein normale Gehen hinter uns, werden wir dies als nicht
wichtig registrieren und auch weghemmen. Ein Rennen hingegen wird wieder dazu führen, dass unsere Aufmerksamkeit geweckt ist und wir der Situation Aufmerksamkeit schenken, um zu entscheiden, ob
wir vielleicht auch lieber wegrennen
Wir verfügen über eine auditive Unterscheidungsfähigkeit, selbst ähnlich klingende Laute wie z.B. g und k, t und d sowie b und p können wir voneinander unterscheiden.
Wir verfügen über eine auditive Merkfähigkeit, wir erkennen bekannte Geräusche, auch dann, wenn sie etwas abweichend sind immer wieder, so hören wir eine Maschine oder ein Auto, ein Telefon,
einen Wecker, ohne ihn sehen zu können. Hierzu sind wieder erlernte Kenntnisse unerlässlich. Diese Fähigkeit ist aber ebenfalls beim Lesenlernen gefragt, wo das Behalten der Reihenfolge von
Buchstaben Grundlage dafür ist, Wörter zu bilden, aber auch das Merken der Wörter, die schon im Satz gelesen wurden, um dann die Aussage des Satzes zu verstehen.
Auch verstehen wir Sinnbezüge, selbst dann, wenn nur das Ohr diese Informationen aufnimmt. Wir kennen die Begriffe für Gegenstände und wissen, worüber jemand redet. Auch hier haben wir die
Sprache gelernt. Aber auch komplexere Abläufe, wie z.B. ein hupendes Auto auf der Straße zu hören und diesem Hupen eine Bedeutung zu geben, um richtig reagieren zu können. Ohne die notwendigen
Lernerfahrungen, eine angemessene Aufmerksamkeit und Fokussierung sind wir dazu aber nicht in der Lage.
All diese Fähigkeiten bilden eine Grundlage, um in der Schule erfolgreich Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen.
Das Auge (visuelle Wahrnehmung)
Ähnlich sieht es auch mit unserem Sehen aus. Auch hier brauchen wir zunächst eine intakte Sehfähigkeit.
Gerade das Sehen ist der vom Menschen am meisten gebrauchte Sinn, er ist an fast jeder unserer Handlungen beteiligt und unsere ganze Umwelt ist auf das Sehen ausgerichtet.
Hinzu kommt, dass unsere Augen jede Lageveränderung unseres Körpers versuchen auszugleichen und somit eine unmittelbare und untrennbare Verbindung zum Gleichgewichtssinn, aber damit auch zum
Lage- und Stellungsempfinden des Körpers besteht.
Diese Verbindung ist z.B. auch dafür verantwortlich, dass wir seekrank werden, das „ungeübte“ Auge ist nicht schnell genug in seiner Anpassung um den ständig wechselnden
Gleichgewichtsinformationen entgegenzuwirken.
Wiederum haben wir zwei Augen, um in den Raum schauen zu können, damit sind wir in der Lage Entfernungen wahrzunehmen und Größen und Längen einzuschätzen. (Versuch Finger zusammenführen zuerst
mit geöffneten Augen, dann mit einem geschlossenen Auge)
Die Fähigkeit neben dem scharfen Erkennen, ist die visuelle Wahrnehmung.
Per Definition versteht man unter visueller Wahrnehmung das Erkennen, Verarbeiten und Unterscheiden von Sinneseindrücken des Auges und den dazugehörigen Sehzentren im Gehirn.
Mit Hilfe der visuellen Wahrnehmung lernen Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen.
Visuelle Wahrnehmung lässt sich ebenfalls in verschieden Leistungsbereiche einteilen. Diese funktionieren wiederum wieder nur im Zusammenspiel mit Aufmerksamkeit, motorischer Beteiligung
(Stiftführung) und der Möglichkeit auf bereits Gelerntes zurückzugreifen.
Wir unterscheiden visuomotorische Koordination, die Fähigkeit mit Hilfe der Augen zu Hantieren und sogar einen Bleistift zu führen und dabei noch einen geraden Strich zu ziehen,
auch hier haben wir eine Figur-Grund-Unterscheidung, die wir enorm beanspruchen, wenn wir uns ein Wort erlesen, wir müssen dazu in der Lage sein beim Erlesen der Buchstaben genau von einem zum
Nächsten zu wechseln in vorgegebener Richtung von links nach rechts, wir müssen die Lücke zum nächsten Wort ebenfalls erkennen und dabei müssen wir auch noch Sprechen und Zuhören und
Verstehen.
Wir brauchen eine Wahrnehmungskonstanz, die Fähigkeit eine Form immer wieder als solche zu erkennen, egal ob sie groß, klein, gedreht, oder farblich oder gestalterisch verändert ist. Bsp. Ich
erkenne einen Ball egal ob es sich um einen riesigen Pezziball oder einen Tischtennisball handelt.
Beginnen Kinder zu lesen und zu schreiben, ist diese Fähigkeit unerlässlich.
Unser Auge vermittelt uns eine Kenntnis über die Raum-Lage-Wahrnehmung. Dies bedeutet, dass ich sehe wo sich etwas befindet im Bezug zu meinem Körper. Eine grundlegende Fähigkeit, um eine Uhr
lesen zu lernen, Buchstaben wie das kleine d und b und p auseinanderzuhalten aber auch ein großes E und eine 3.
Wir verfügen über eine Form- und Farbwahrnehmung sowie das visuelle Gedächtnis, wir sind in der Lage räumliche Beziehungen zu erkennen, was uns die Möglichkeit gibt, etwas in eine Tasche zu
stecken, etwas auf einen Schrank zu legen, aber auch die Unabhängigkeit und Abgrenzung von Wörtern im Satz zu erkennen und bei Wörtern wie z.B. Blumentopferde, genau zu wissen, wo sich die Wörter
und damit die Betonung trennen müssen und wo sie zusammengehören.
Zurück zum Baum
Schon jetzt wird deutlich, wie sehr Wurzeln und Stamm zusammenwirken und damit die Grundlage für die Früchte des Baumes darstellen.
Und wir lernen alle gern, denn Akzeptanz und Anerkennung zum einen, sowie Erfolg und Können zum anderen, sind die bedeutendsten Grundlagen für unser Selbstvertrauen, also für unsere
Selbstsicherheit, aber auch unsere Selbsteinschätzung. Ein selbstsicherer Mensch braucht nicht so zu tun, als könne er alles schon, er hat genug Kraft, sich dem zu stellen, was er noch nicht
kann.
Die Sonne in diesem Bild symbolisiert die Wärme und Zuneigung der Eltern und anderer Bezugspersonen, sie zeigt ihre Akzeptanz des Kindes
ohne Leistungsbedingungen als wichtige Voraussetzung für Reifung.
Alle Früchte sind das Ergebnis von Wachstum und Reifung. Sie lassen sich nicht erzwingen. Ihre Reifung wird durch Sinnes-Nahrung
ermöglicht und durch Liebes-Sonne gefördert.
Beides sind notwendige Bedingungen für die Entwicklung des Kindes. (Systematische Veränderung der Umwelt)
Für jeden von uns findet dieser Baum Anwendung, genauso wie für jedes Ihrer Kinder. Doch trotzdem hat jeder seine ganz eigene Wahrnehmungsentwicklung und damit seinen ganz eigenen Stil, zu
lernen.